Da das Verdauungssystem während der Nacht in eine Art Ruhemodus schaltet, arbeitet der Darm in den Nachtstunden weniger intensiv als während der Wachphase. Magensaft und Darmbewegung nehmen ab. Oft bleiben Speisen über Nacht im Darm, die man abends zu sich genommen hat. Dazu zählen insbesondere schwer zu verstoffwechselnde Kost wie Fleisch, Fett und Rohkost.
Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers in eine Yang- und eine Yin-Phase eingeteilt. Tagsüber herrscht das aktive Yang vor, das uns leistungsfähig und wach macht. Nachts überwiegt das passive Yin. Es sorgt für Ruhe, die wichtig und notwendig ist, um Regeneration und Reparaturvorgänge im Körper zu ermöglichen. Das wertvolle Yin wird zudem während der Nachtstunden selbst regeneriert und schafft damit beste Voraussetzungen für ein gesundes Gleichgewicht. Da die Verdauung von Nahrung Energie benötigt – also Yang – empfiehlt es sich, zeitig zu Abend zu essen. Ein leichtes Abendessen, nicht zu spät eingenommen, entlastet die Verdauungsorgane während der Nacht und ermöglicht dem Körper, sich vollständig auf seine Regeneration zu konzentrieren.
Aus Kindheitstagen sind wir es oft gewöhnt, Brot mit Käse und Wurst zu essen oder sogar abends die Hauptmahlzeit einzunehmen. Doch eigentlich sollte das Abendessen die leichteste Mahlzeit des Tages sein. Wer kennt ihn nicht, den Spruch, morgens wie ein Kaiser zu essen, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann. Das ideale Abendessen ist leicht, warm und frisch gekocht. Leicht verdauliche Speisen in Form von Suppen, sanft gegartem Gemüse, Blechgemüse aus dem Ofen, Getreide, Reis oder Kartoffeln haben sich bewährt. Auch Salate aus gegartem Gemüse wie Karotten, Kohlrabi, Paprika oder Stangensellerie lassen sich schmackhaft mit Vinaigrette zubereiten. Wer gerne Hülsenfrüchte isst, kann auf diese zurückgreifen. Beispielsweise sind Mungbohnen oder rote Linsen schnell gekocht und leicht zu verstoffwechseln.
Grundsätzlich sollten für die Abendmahlzeit hochwertige, natürliche Zutaten und Gewürze verwendet werden. Sie bereiten Körper und Geist auf die bevorstehende Nacht vor. Milchprodukte sind grundsätzlich weniger geeignet, wenn, dann nur in kleinen Portionen. Verwenden Sie kaltgepresste, wertvolle Öle wie Olivenöl, Walnussöl, Leinöl oder geben Sie eine Handvoll Nüsse und Kerne über die Speisen, beispielsweise Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne oder Sesam. Bei Appetit auf Süsses bietet sich Kompott an oder eine Handvoll Trockenfrüchte.
Speisen besitzen aus Sicht der TCM eine thermische Wirkrichtung. Sie haben also die Fähigkeit, unseren Körper zu wärmen oder zu kühlen. Scharfe Gewürze, Wurstwaren, reifer Käse und rotes Fleisch haben eine hitzige Wirkrichtung und sind für die Abendmahlzeit von daher nicht empfehlenswert. Die thermische Wirkung der aufgenommenen Speisen am Abend sollten neutral oder leicht kühlend sein. Beispielsweise hat Weizen eine kühlende und beruhigende Wirkung auf den Geist. Am Abend einen Salat aus Weizen-Couscous oder Bulgur sorgt für eine angenehme Nachtruhe. Auch Hirse, Gerste und viele Gemüsesorten haben eine neutrale bis leicht kühlende Wirkung auf den Körper.
Verschiedene Nährstoffe werden mit einem erholsamen Schlaf in Zusammenhang gebracht. Speziell der Botenstoff Serotonin und dessen Vorstufe Tryptophan sorgt für Ruhe und Ausgeglichenheit während der Nacht. Ist dieser Botenstoff im Mangel, zeigen sich Schlafstörungen, depressive oder aggressive Verstimmungen, Vergesslichkeit oder auch Schmerzen. Ausserdem Heisshunger auf süss-fettige oder salzig-fettige Speisen wie Kartoffelchips, gesalzene Erdnüsse, Schokolade, Kekse und Eiscreme. Wir können die wertvollen Botenstoffe über unsere Nahrung zuführen, denn sie sind in zahlreichen Nahrungsmitteln zu finden, beispielsweise Bananen, Avocado, Datteln, Bitterschokolade, Eier, Kartoffeln, Kakao, Sesam, Walnüsse und Cashewkerne.
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