Long Covid – wenn Schwäche und Leistungsknick zum Dauerproblem werden

Während nunmehr drei Jahren behandeln wir in unserer Praxis auffällig viele PatientInnen mit verschiedenen Formen der Erschöpfung. Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen, depressive Episoden und neurologische Störungen säumen ihren Leidensweg.

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Wenn Long-Covid zum Dauerproblem wird durch Schwäche und Leistungsknick

Betroffen sind vorwiegend Erwachsene. Sie leiden auch mehrere Monate nach einer Corona Infektion noch an Folgeerscheinungen. Statistiken nennen Zahlen zwischen 10 und 20 %, manchmal auch bis zu 30 % aller Patienten, die an post-infektiösen Beschwerden leiden. Sie berichten von fehlender Antriebskraft, Schwächegefühl, Müdigkeit, depressiven Episoden und dem sogenannten «Brain Fog». Die Symptomatik ähnelt dem Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS). Manche berichten von Gelenks- und Muskelschmerzen, von Schwere- und Schwächegefühl der Extremitäten, von Verdauungsstörungen, Veränderung des Appetits und sensorischen bzw. vegetativen Störungen wie Herzklopfen, Schwitzen und Atemnot. Aufgrund der dauernden Erschöpfung passen die Betroffenen ihren Alltag an, reagieren mit sozialem Rückzug und Krankschreibung.  

In der westlichen Medizin werden Patienten, die einen Monat nach der Coronainfektion noch immer Symptome haben, mit der Diagnose «Long Covid» versehen. Allen gemeinsam ist eine Schwäche bzw. Störung des Energiestoffwechsels. Wir sehen in unserer Praxis Formen von Schwächezuständen, die durch körperliche oder emotionale Belastungen ausgelöst werden. Hierbei ist auffällig, dass die Erschöpfung viel intensiver sichtbar wird, als es bei einem dieser Trigger normalerweise zu erwarten wäre. Hausarbeit beispielsweise wird zur Herkulesaufgabe.

Meist treffen mit der Diagnose «Long-Covid» mehrere Faktoren aufeinander. Denn neben den Nachwirkungen einer Covid-Erkrankung stellen zusätzlich auch die genetische Disposition des Patienten, körperliche Vorerkrankungen, ein hoher Stress- bzw. Belastungslevel, wenig Schlaf oder psychische Probleme einen nicht zu unterschätzenden Cocktail dar. «Treat what you see”, lautet die Devise in unserer Praxis und gemeinsames Ziel bei allen Behandlungen ist, das gestörte Immunsystem wieder in Gang zu bekommen und den Körper zu stärken. Die Grundlage hierfür ist eine ausführliche Anamnese, ein individuell passendes Therapiekonzept und ein kontinuierlicher Therapieaufbau.  

In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Betrachtung von Körper und Geist von zentraler Bedeutung. Symptome beider Ebenen werden gemeinsam interpretiert, um ein Disharmonie-Muster benennen zu können. Wir finden oft eine energetische Schwäche des Qi (meist der Lunge und Milz), die sich neben der allgemeinen Schwäche und Müdigkeit am Tage typischerweise mit Schweregefühl und Kraftlosigkeit der Extremitäten zeigt. Auf diese Schwäche und Leere bauen sich Schleim und Feuchtigkeit auf, gefolgt von Blutstase. Durch die mangelnde Umwandlungskraft verstopfen die Energie-Leitbahnen. Schwindel, vernebeltes Denken und der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn sind hier einzuordnen. Aromatische Kräuter und Gewürze leisten in diesen Fällen wertvolle Unterstützung. Auch sorgt Moxibustion an Akupunkturpunkten dafür, dass die Leitbahnen wieder durchgängig werden.

Die Akupunkturbehandlung in unserer Praxis sieht eine wöchentliche Nadelung vor. Hierbei verwenden wir nur sehr wenige Nadeln, 3-5 pro Sitzung. Wir verwenden sie auf stärkenden Punkten, um den Qi-Fluss zu regulieren und Yang-Disharmonien auszugleichen. Häufig setzen wir an Ohr und Extremitäten einige wenige Dauernadeln, die an den entsprechenden Stellen mit einem Pflaster verklebt werden. Sie verbleiben für einige Tage an den Körperstellen. Auch Kräuterrezepturen in Form von hydrophilen Konzentraten kommen zum Einsatz. Diese werden vom Patienten über einen längeren Zeitraum mehrmals täglich eingenommen.

Wir empfehlen unseren Patienten zusätzlich die Einnahme von Supplemente. Bei einer kontrollierten Gabe von Vitamin C, Vitamin D, Coenzym Q10, Zink, Selen, Omega 3 Fettsäuren und Quercetin konnten wir im Laufe der Zeit gute Erfolge beobachten. Auch in Studien finden sich erfolgsorientierte Berichterstattungen. Supplemente wirken entzündungshemmend und unterstützen eine Vielzahl an natürlichen Stoffwechselfunktionen im Körper.

Da auch die Darmflora bei der Genesung eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, empfehlen wir unseren Patienten im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung, sich ausgewogen zu ernähren – mit möglichst naturbelassenen Nahrungsmitteln, viel pflanzlicher, leicht verwertbarer Kost und Vollwertprodukten in Form von Getreidebreien und Kraftsuppen. Intensiver Sport ist während der Behandlung und Genesung weniger empfehlenswert. Während der Phase, in der Körper und Geist wieder zu Kräften kommen sollen, geht es vielmehr um moderate Bewegung in der Natur und an der frischen Luft. Mit Ihren körperlichen Energiereserven sollten Sie deswegen achtsam und bewusst umgehen. Gerne unterstützen und beraten wir Sie in unserer Praxis.